Natürlich ist für viele der 9.11. ausschließlich der Tag des langersehnten Mauerfalls. Aber wir, der Leistungskurs Geschichte der Klasse 11, haben uns dieses Jahr auch mit einem der anderen wichtigen Ereignisse an diesem, vielseitig besetzten, historischen Datum befasst: der Reichspogromnacht.
Ein weitaus grausamerer Jahrestag. Denn genau an diesem Abend begann im Jahre 1938 der Terror des NS-Regimes gegen die jüdische Bevölkerung. In dieser Nacht brannten etwa 1400 Synagogen oder wurden, wie über 8000 jüdische Geschäfte und zahllose Wohnungen einfach zerstört. Circa 100 Juden wurden sofort getötet, weitere 30000 in Konzentrationslager gebracht.
Um an die Opfer des Holocaust zu erinnern und zu verdeutlichen, wie nahe sie eigentlich bei uns waren, hat die Arbeitsgruppe „Stolpersteine Leipzig“ überall in der Stadt kleine Messingtafeln vor den einstigen Wohnhäusern ehemaliger Bewohner, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, verlegt.
Außerdem ist es üblich zum Gedenken an diese Menschen am 9.11. jedes Jahres ihre Stolpersteine zu putzen, Blumen niederzulegen, eine Kerze für sie anzuzünden und ihre Biografie zu verlesen, um sich ihres schrecklichen Schicksals noch einmal bewusst zu werden.
Wir hatten uns einen Gedenkstein nahe der Schule ausgewählt – den Stolperstein von Fritz Wehrmann (Brandtvorwerkstraße 46) und taten genau das, um ihn noch einmal zu würdigen.
Er war erst 25 Jahre alt gewesen, als er, auf einem Kriegsschiff der Nazi-Marine, zusammen mit zwei anderen Männern hingerichtet wurde. Dies geschah bereits nach Ende des Krieges. Dabei wollten sie nur nach Hause.
Ich denke, dass uns alle dieser symbolische Akt sehr bewegt hat. Jedoch sollten wir dabei nie vergessen, dass es hier nicht nur um ein paar konkrete Opfer geht, über dessen Lebensgeschichte gut recherchiert wurde. Es gibt unzählige weitere Ermordete, Menschen, von denen jede Spur fehlt, weil sie nicht einmal in den Konzentrationslagern registriert wurden. Sie wurden einfach entsorgt – als wären sie keine richtigen Menschen. Das ist eigentlich noch viel schlimmer, deshalb sollten wir es niemals vergessen, damit so etwas nie wieder vorkommt.
Elisa Ludwig
11GE
Falls den einen oder anderen das Stolpersteinprojekt interessiert, ist hier ein Link zu der Internetseite: