Stille Helden-Projekt

Im März 2017 starteten geschichtsinteressierte Schüler der damaligen achten Klassen das neue „Stille Helden-Projekt“ um Otto Heinze.

 

Was sind Stille Helden?

Stille Helden sind Menschen, die mit Zivilcourage sich für unterdrückte und verfolgte Menschen im Nationalsozialismus eingesetzt und damit sich selbst in Gefahr gebracht haben. Dafür haben sie bisher noch keine Würdigung erfahren. Im Gegenteil- oft sind ihre Namen und Taten vergessen oder es erinnert allenfalls ein Straßenname an sie, aber ohne, dass die Menschen wissen, wer und was hinter diesem Namen steht.

Was haben wir gemacht?

Vorgestellt wurde uns das „Stille Helden Projekt“ von unserer Geschichtslehrerin in der 8. Klasse. Das Projekt wurde zuerst mit großem Interesse von vielen Schülern wahrgenommen, doch leider hatten nicht viele das Durchhaltevormögen und die damit verbundene Zeit um sich intensiver damit zu beschäftigen. So startenden wir als kleine Gruppe (Lara, Ferdinand, Tim alle 9b und Frederik 9c) im Frühjahr 2017. 

Am Anfang lernten wir die Menschen vom Erich-Zeigner-Haus kennen, die das Projekt leiten sollten. Außerdem begannen wir uns mit den politischen Umständen des Nationalsozialismus, sowie den ideologischen Grundlagen dieser Diktatur zu beschäftigen. Das war notwendig um zu verstehen, was es eigentlich bedeutet: ein Stiller Held zu sein und wie wichtig Erinnerungskultur auch noch heute ist.

Um mehr über unseren Stillen Helden Otto Heinze zu erfahren werteten wir Dokumente des Staatsarchives aus. Anschließend erstellten wir einen Flyer mit allen Informationen, die wir uns selbsterarbeitet hatten, um mehr Menschen drauf aufmerksam zu machen. Natürlich auch mit dem Hintergedanken mögliche Spender zu finden. Aber die Gruppe blieb auch nicht untätig. So veranstaltenden wir einen Kuchenbasar in der Schule und einem Informationsstand am Tag der offenen Tür. Ebenfalls gingen wir in die Marktstraße um direkt Anwohner anzusprechen und sie über den ehemaligen Bewohner der Marktstraße 5 aufzuklären. Am Ende können wir mit Stolz sagen, dass wir nun den nötigen Betrag für die Gedenktafel zusammengesammelt hatten und die Gedenktafeleingeweiht wurde.

(Lara 9 b)

 

Wer war Reinhold Otto Heinze? – Eine Biografie

  • Reinhold Otto Heinze, genannt Otto Heinze, wurde am 5.7.1894 geboren und von seiner Mutter Anna Meister, verheiratet mit Max Heinze in Leipzig, Gohlis zur Welt gebracht.
  • Nach Abschluss seiner Schullaufbahn erlernte er den Beruf des Bäckers und arbeitete später in der Brotfabrik Pätz& Co.
  • 1919 heiratete er Frau Hedwig Rosenberg.  Aus jener Ehe gingen vier Kinder hervor von denen jedoch nur drei überlebten.

            Als Mitglied der K.P.D. beteiligte er sich seit 1932 rege an Demonstrationen sowie Aufmärschen der Arbeiterbewegung und marschierte immer in den ersten Reihen. Weil er Arbeiter in einer Brotfabrik war, war ihm Hunger etwas Schreckliches und so verteilte er manchmal an die vorüberkommenden Gefangenenbusse einige Stücke Brot, was vom Staat als schwerwiegendes Verbrechen betrachtet wurde. Außerdem leistete er während des Krieges viel Nachbarschaftshilfe, half jedoch ohne es zu wissen auch Menschen mit niederen Absichten und so wurde Otto Heinze von einigen dieser Nachbarn bei der Gestapo gemeldet. Seine eigentliche größte Heldentat war es jedoch jene, die für seine Strafe maßgeblich war. Als stillen Held kennzeichnete ihn nämlich, die Aufnahme eines Jungens aus Mannsfeld, über welchen nicht mehr bekannt ist, als dass seine Eltern aus politischen Gründen verhaftet und eingesperrt wurden. Diesen Jungen also nahm Otto Heinze bei sich auf, pflegte ihn wie sein eigenes Kind und gab ihn, um nicht entdeckt zu werden, auch dafür aus.

            Die geheime Staatspolizei nahm ihn also fest und er verbrachte mehrere Monate vom 1.4.44 bis zum 11.10.44 in Untersuchungshaft. Das Urteil, welches über ihn gefällt wurde, lautete Todesstrafe mit den Anschuldigungen der „Feindbegünstigung“ und der „Wehrkraftzersetzung“. Vom 11.10.44 bis zum 17.10.44 verblieb er in einem Gefängnis in Dresden. Am 17. Oktober wurde er schließlich in Dresden aus den ebengenannten Vorwänden hingerichtet.

So wurde der stille „Kämpfer“ und Helfer der Arbeiterbewegung fast vergessen und wird bis zu diesem Zeitpunkt nur mit der Benennung der früheren Richtenhofer Straße in die Otto Heinze-Straße geehrt.

(Ferdinand 9 b)

 

Einweihung der Gedenktafel

Am 13. April 2018 war es dann soweit, die feierliche Einweihung der Gedenktafel fand in der Marktstraße 7 in Lindenau statt. Die Eigentümer des Nachbarhauses hatten die Anbringung neben dem Geburtshaus von Otto Heinze gestattet. In einem feierlichen Akt wurden mit der Vorstellung des Projektes, musikalischer Begleitung und Blumenniederlegung die Gedenktafel in Zusammenarbeit mit dem Erich-Zeigner-Haus e.V. enthüllt.

 

Interesse an unserer Arbeit

Das Projekt fand auch in der Öffentlichkeit regen Zuspruch und Interesse. So ist z.B. die Gedenkstätte für Zwangsarbeiter an den Arbeitsergebnissen des Schülerprojektes interessiert (https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de). Wir bedanken uns an dieser Stelle für alle Unterstützer und Spender!

Wie auch das Stille Helden-Projekt zu Wolfgang Heinze ist ebenfalls dieses Projekt zuOtto Heinze unter http://www.erich-zeigner-haus-ev.de/ zu finden. Wir danken dem Erich-Zeigner-Haus für das interessante Geschichtsprojekt.