Von der Nachbarschaft zum Förderpreis

von Joseph Buhl, Klasse 11

Alles begann damit, dass ich nicht wusste, worüber ich meine Komplexe Leistung (KL) schreiben sollte. Themen hatte ich genug, aber es waren solche, über die man eine Doktorarbeit hätte schreiben können, die den Rahmen einer 15-seitigen KL mehr als gesprengt hätten.

Frau Geyger, die mir als betreuende Fachlehrerin zur Seite stand, gab mir schließlich ein Informationsheft zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Sie sagte: „Schau doch mal hier hinein, vielleicht ist das was für dich.“

Der Geschichtswettbewerb stand in diesem Jahr unter dem Motto „Vertraute Fremde – Nachbarschaft in der Geschichte“. Und er war tatsächlich etwas für mich.

Etwa ein halbes Jahr lang, von Anfang September 2012 bis Ende Februar 2013, arbeitete ich an meiner KL, die ich beim Geschichtswettbewerb einreichen wollte. Ich beschäftigte mich mit der Frage, inwiefern die Regierung und der Machtapparat der Stasi die Nachbarschaft in der DDR beeinflusst haben. Um möglichst eine große Multiperspektivität zu erzielen, versuchte ich, verschiedenstes Quellenmaterial in meine Arbeit einzubinden.

Die Grundlage meiner Arbeit bildeten jedoch Zeitzeugeninterviews: Ich befragte sechs Leipziger Zeitzeugen darüber, wie sie Nachbarschaft in der DDR erlebt hatten. Nebenbei recherchierte ich in verschiedenen Archiven und Museen und widmete mich in der BStU-Behörde an der „Runden Ecke“ diversen Stasiakten.

Im Grunde basiert meine Arbeit auf drei Grundpfeilern: Generelles Erleben von Nachbarschaftsbeziehungen in der DDR, die Prägung durch Regierung und MfS, und der Wandel von Nachbarschaft seit der „Wende“. Meine Ausführungen dazu bannte ich auf 67 Seiten Papier.

Irgendwann war ich dann fertig, in jeglicher Hinsicht. Doch auch wenn ich einige „Durststrecken“ zu überwinden hatte, so war es doch eine extrem spannende Zeit für mich, in der ich mich in so vielen Bereichen weiterbilden konnte. Neben dem geschichtlichen Wissenszuwachs lernte ich auch, wie man eine fachwissenschaftliche Arbeit anfertigt und diese präsentiert.

Des Weiteren kam ich mit zahlreichen sympathischen Personen in Kontakt und Austausch über mein Thema. Unter anderem deswegen, und durch die Unterstützung durch Frau Geyger und meine Außenbetreuerin Frau Paul, hat mir die Arbeit an meiner KL unglaublich viel Spaß gemacht.

Am 28. Februar 2013 war es dann soweit: Einsendeschluss für die Beiträge zum Geschichtswettbewerb. Ich hatte es geschafft meinen Beitrag mit einer umfangreichen Arbeitsdokumentation am Vortag online einzusenden. Nun hieß es (wie so oft im Leben) warten und sich in Geduld üben. Die Zeit verstrich und irgendwann dachte ich schon gar nicht mehr an meine Arbeit…

Am 11. Juni saß ich wieder einmal an meinem Schreibtisch und sinnierte über dies und jenes. Plötzlich riss mich ein Klingeln aus meinen Gedanken. Es war mein Email-Postfach, das mir „Eine neue Nachricht“ vermeldete. Frau Geyger gratulierte mir in dieser zu einem Förderpreis, den ich mit meiner Arbeit gewonnen hatte. Sie hatte es, als meine Tutorin, gleich als erstes erfahren. Ich konnte es kaum glauben, aber es war wirklich so: von 342 sächsischen Schülern, die insgesamt 100 Arbeiten eingereicht hatten, wurde meine Arbeit mit einem Förderpreis ausgezeichnet!

Irgendwann war er dann da, der 2. Juli. An diesem Tag wurden die Landes- und Förderpreisträger Sachsens im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig ausgezeichnet. Und ich war mit dabei, und tierisch aufgeregt. Doch meine Aufregung legte sich im Laufe der Veranstaltung. Neben der „Siegerehrung“, gab es mehrere Ansprachen, u.a. von Herbert Wolff vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus und Prof. Dr. Rainer Eckert, dem Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. Zwischendurch wurde die Veranstaltung mehrmals durch eine Leipziger Band musikalisch aufgelockert.

Insgesamt hat mir die Arbeit an dem Thema unheimlich großen Spaß gemacht und mich in vielerlei Hinsicht weitergebracht. Danken möchte ich auch noch einmal allen Menschen, die mich auf dem Weg zur fertigen Arbeit unterstützt und begleitet haben.

Der stolze Preisträger.