Zerreißprobe FAUST

Zerreißprobe FAUST

Dieser Herausforderung stellte sich der Leistungskurs 11 D1 und besuchte die Aufführung im TdJW. Hier nun einige Betrachtungen aus der Rubrik „Theaterkritik“:

 

Das postmoderne Theaterstück „Zerreißprobe Faust“ des Leipziger Theaters der Jungen Welt von Oscar von Woensel behandelt das Streitthema, was denn der Sinn des Lebens sei. Mit dem Konzept „Theater im Theater“ wird das Stück präsentiert.

Dabei sind vor allem nur drei Positionen die tragenden Rollen. Während der Theaterdirektor das Ziel vorsieht, das Publikum zu unterhalten, will der Poet dieses viel mehr berühren. Und der Schauspieler interessiert sich hauptsächlich für den Ruhm. Dieser möchte sich nämlich im Gedächtnis der Zuschauer einprägen. Zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen kommt es zu Auseinandersetzungen in mehreren Ebenen des Spielens. Reflexionen und Erleben kreuzen sich dauerhaft mit den Streitereien der handelnden Personen. Dies begründet den Titel „Zerreißprobe“, weil das Stück als eine Probe der Schauspieler inszeniert ist. Ihr Vorhaben, „echte Gefühle“ und „Sehnsucht“ zu zeigen und „mit ganzem Herzen“ zu spielen, kann ich anhand der Darbietung definitiv als gelungen einschätzen. Hier wurde mit voller Leidenschaft und vielen Emotionen gespielt, was am  stürmischen Kuss, dem hemmungslosen Humor und der verwendeten „Gossensprache“ zu erkennen ist.

Desweiteren ist mir ein Theaterstück, das mit so vielen Effekten arbeitet, so nie unter die Augen gekommen. Hier wurden viel Feuer, brennende Gegenstände und Knall verwendet. Außerdem gab es mehrere Rückgriffe auf Bachs Musik, die für jemandes tiefste Gefühle steht.

Die von mir besuchte Vorstellung vom 4.11.2014 ist meiner Meinung nach die skurrilste und abgedrehteste Aufführung, die ich je gesehen habe. Auf jeden Fall anschauenswert und weiterzuempfehlen, vor allem für Theaterliebhaber der ganz besonderen Art.

Elnara Aliyeva Lk 11/DE1

 

 

 

Faust ?

Am 04.11.2014 waren wir (der Deutsch-LK1 des Kant-Gymnasiums) bei dem Stück „Zerreißprobe Faust“ im Theater der Jungen Welt.

Unsere Erwartungen beschränkten sich auf eine leichte Abwandlung des Goetheschen Faust. Schon die ersten Minuten des Theaterstücks sollten uns eines besseren  belehren. Drei erfahrene Schauspieler zeigten in einer Stunde und 45 Minuten wie schwierig es ist,  dieses Meisterwerk auf die Bühne zu bringen. Man versuchte es mit einer zum Teil vulgären Sprache auszuschmücken, um vermutlich eher die junge Generation anzusprechen. Ob in einem solchen Stück, oder generell bei Theateraufführungen, Wörter wie „Fotze“ oder „Homo“ auftauchen müssen, ist fragwürdig. Besonders dann, wenn sowohl die 17-jährigen Schüler sowie verschiedenste Generationen einer 4-köpfigen Familie den Kopf schütteln.

Als Zuschauer sollte es nie langweilig werden und das wurde in vollem Umfang erreicht. Eine drehbare Bühne, ständiger Kostümwechsel, Flammen und Miley Cyrus Abrissbirne sind nur einige der außergewöhnlichen Einfälle des Regisseurs.

Zwischendurch konnte man ein paar Szenen des Faust erahnen, jedoch war dies nicht immer leicht zu erkennen, was ich auf die Sprache und den ständigen Handlungswechsel zurückführe. Wenn plötzlich die Olsenbande mit einem Pornoheft auftaucht, fragt man sich kurz, ob man in den falschen Theatersaal gegangen ist. Den Gedanken konnte ich allerdings schnell wieder verwerfen, da die Schauspieler es wirklich gut hinbekommen haben, zwischen den verschiedenen Rollen zu wechseln. Tatsächlich standen dann wieder Mephisto, Gretchen und der berüchtigte Faust auf der Bühne.

Was die Gedanken des Regisseurs waren, wäre dennoch interessant zu erfahren und meiner Meinung nach durchaus aufschlussreich.

Luise B. Lk 11/D1

 

 

 

"Die Zerreißprobe Faust", nach Oscar van Woensels niederländischem Vorbild "Bacher", ist der Versuch, Goethes Lebenswerk in sich aufzusaugen und zu verstehen.

Die drei Schauspieler Sven Reese, Elisabeth Fues und Chris Lopatta schlüpfen auf der Bühne ironischerweise in die Rollen dreier Schauspieler, die sich schon vor der eigentlichen Auseinandersetzung mit Faust um das Wesentliche, um die Essenz des Theaters streiten.

 Der Künstler, die Gefühlvolle und der pragmatische Kunstferne, die  jeweils auf der Suche nach verschiedenen und auch weniger verschiedenen Dingen sind, ecken ständig aneinander an. Damit scheint die Voraussetzung  für eine eingespielte Vorführung gar nicht erst zu bestehen.

Und tatsächlich: kaum starten die drei geschauspielerten Schauspieler Herman, Isabel und Niek in den goethischen Faust, sieht der Regie-führende Herman seine Vorstellungen als nicht erfüllt und muss seine Einwände einbringen. Dies soll nicht das letzte Mal sein, dass Künstler und Pragmatiker über ihre Grundsätze streiten. Denn auch das weitere Stück ist von Meinungsverschiedenheiten geprägt - und von den emotionalen Ausbrüchen einer extrovertierten Romantikerin, die sich selbst als am meisten Missverstandene sieht. Trotzdem lassen sich Herman und Isabel langsam  und nach mehreren zögerlichen Annäherungsversuchen  von der Liebe zwischen Faust und Gretchen anstecken.


Schließlich haben sich außerhalb von Goethes Faust, aber trotzdem noch auf der bespielten Bühne, zwei gefunden und kommen mit dem dritten im Bunde des Schauspieler-Trios zu der Erkenntnis, dass es ihnen nicht gelungen ist, dieses Werk zu durchschauen.

Georg  Lk 11 D1